Tischtennisabende in Kohlscheid sind nichts für schwache Nerven – so war es auch diesen Freitag wieder in der Halle an der Pestalozzi-Straße. Die Zweite hatte die Tischtennisfreunde aus Baesweiler zu Gast, die – wie sollte es auch anders sein – in Bestbesetzung aufliefen.
Kohlscheid hielt mit Rainer, Philipp, Dominik, Fred, Bernd und Tom dagegen. Apropos Fred: Das Kohlscheider Urgestein ließ es sich trotz Geburtstag nicht nehmen, tatkräftig zu diesem denkwürdigen Abend beizutragen. Zunächst einmal brachten deshalb elf äußerst musikalische TT-Spieler ihm ein Ständchen, und mit der Begrüßung war den Baesweilern danach auch sofort klar, dass es nach dem Spiel noch ein paar leckere Metbrötchen geben würde.
Genug der Vorrede, ab zur wilden Fahrt, die an Spannung nichts zu wünschen übrigließ. Verraten sei vorab, dass für das, was sich in der Halle abspielte, die beiden in der Überschrift benannten Krimi-Regisseure wohl nicht ausgereicht hätten. Aus den Doppeln kamen wir diesmal nicht gut heraus. Rainer und Philip konnten zwar letztlich souverän mit 3:1 gegen Stefan Probst und Erik Sukels gewinnen, aber ähnlich deutlich verloren Dominik und Bernd gegen das Baesweiler Spitzendoppel Simon Droth und Heinz Probst, das sie im Hinspiel noch überraschend niedergerungen hatten. Doppel 3 war dann das erste 5-Satz-Spiel, und es ging leider in der Verlängerung an die Gäste. Aber Fred und Tom steckten die Niederlage gegen Stefan Czodrowski und Onur Bodur gut weg, wie die Einzel gegen die beiden noch zeigen sollten.
1:2 im Rückstand, und das war noch nicht der letzte Nackenschlag, denn in der ersten Einzelrunde kamen leider nur zwei DJK-Siege hinzu. Rainer drehte nach deutlich verlorenem erstem Satz gegen Stefan Probst auf und gewann souverän 3:1, zum ersten Mal gegen diesen starken – aber an diesem Abend von einer Grippe noch leicht geschwächten – Gegner. Philip kam gegen die gefährlichen Effet-Topspin von Simon Droth dagegen nicht zurecht und unterlag deutlich. In der Mitte musste Dominik trotz hoher Führung im vierten Satz Altmeister Heinz Probst gratulieren. Geburtstagskind Fredi hielt uns aber dann mit einem deutlichen Viersatzsieg gegen Stefan Czodrowski im Spiel. Unten wollten wir das Spiel dann eigentlich zu unseren Gunsten drehen, aber sowohl Bernd gegen Onur Bodur als auch Tom gegen Erik Sukels mussten den Gegnern gratulieren, wobei Tom sehr unglücklich im Fünften den Kürzeren zog.
3:6 zurück, das verhieß nichts Gutes. Aber wie heißt es so schön: It’s not over, `til it’s over. Und so rappelten sich die Kohlscheider noch einmal zu einer Höchstleistung auf, die in einem irren Spannungsbogen endete. Zunächst konnte Rainer auch sein zweites Einzel in vier Sätzen gewinnen, indem seine lange Noppe die Effet-Topspins von Simon Droth ein ums andere Mal entschärfte. Philip kämpfte aufopferungsvoll gegen Stefan Probst und hätte ihn beinahe in den Fünften gezwungen. Aber der Baesweiler hatte in der Verlängerung des vierten Satzes den längeren Atem. Nun also sogar 4:7 zurück. Na ja, vielleicht würde ja noch ein 8:8 gelingen. Diese Hoffnung erhielt dadurch Nahrung, dass die Mitte in zwei lockeren Dreisatz-Siegen das Ergebnis verkürzte. Beide Spiele waren hochklassig. Dominik mit irren Topspin-Rallyes gegen Stefan Czodrowski und Fred mit souveränen Linke-Klebe-Riesen im Duell der Altstars gegen Heinz Probst. Und das untere Paarkreuz? Nach den beiden Spielen in der ersten Runde konnte man nur beten, dass es diesmal besser gehen würde. Und so kam es dann auch: Bernd entnervte Erik Sukels mit hunderten Schnitt-Schupfern per excellence. Und ja, man wird es nicht glauben, wenn man nicht in der Halle war: Er gewann sogar einen Ballwechsel mit drei aufeinander folgenden Topspins – oder waren es sogar vier? 😉 Sicherlich ein Höhepunkt des Abends, aber noch nicht der Höhepunkt des Abends! Denn zunächst einmal biss sich Tom in das Spiel gegen Onur Bodur rein, und das, nachdem er im ersten Satz nach einem Ballonabwehrball an die Kante zum 9:11 die Platte beinahe einhändig abgebaut hätte und zudem den zweiten Satz verlor. Nun ja, dank starker Nerven und guter Schläge konnte er sich mit 11:9 im Fünften durchsetzen. Verrückt: Kohlscheid führte auf einmal sogar 8:7.
Am Nebentisch hatte der Final Act dieses Krimiabends begonnen, und die beiden Regie-Legenden Wallace und Hitchcock hätten das, was da kam, sicherlich nicht so hinbekommen wie Rainer und Philip im Schlussdoppel gegen Simon und Heinz. 13:11, 8:11, 14:12, 9:11 waren die ersten vier Sätze ausgegangen. Beim Wechsel im Fünften führten die Kohlscheider Jungs mit 5:4, standen dann allerdings schlechter, da sich Philip wieder den Effet-Topspins von Simon gegenübersah, mit denen er nicht nur im Einzel, sondern auch im zweiten und vierten Satz arge Probleme hatte. Aber die beiden Krimi-Regisseure in Shorts hatten wohl in der Satzpause kurz eine Anleihe bei einer anderen Legende genommen. Denn wie in Michael Jacksons Klassiker „Thriller“ hieß es: It’s close to midnight, and something evil’s lurking in the dark. Es war wirklich kurz vor Mitternacht (beim letzten Ballwechsel 23.55 Uhr), und die zahlreichen Zuschauer – die sich inzwischen vom Guido-Training sowie aus Jülich zu uns gesellt hatten, konnten gedanklich wohl Zeile 3 und 4 des (nur leicht abgewandelten) Jackson-Lieds anstimmen: Under the moonlight, you see some balls that almost stop your heart. Zu diesen Bällen zählten vor allem die Schüsse, die Philip auf einmal gegen die starken Topspins von Simon entdeckt hatte, sowie sicherlich auch der aus vollster Bedrängnis auf die Netzkante gezauberte Nasse zum 11:10. Da hatten wir wirklich sehr viel Glück, und bei 12:11 kam dann der Ball, den Michael Jackson wohl gemeint hatte, wenn er von etwas Teuflischem (Evil) singt, das aus der Dunkelheit lauert (lurking in the dark). Nach kurzer Absprache mit Rainer zauberte Philip einen vollkommen schnittlosen langen Konteraufschlag auf die Platte (wäre es Eric Rahn gewesen, hätte man von „gelullert“ sprechen müssen). Überrascht davon schob Heinz Probst den Ball ins Netz – die Freude ob des völlig unerwarteten Siegs kannte keine Grenze. Zumindest im Lager der Kohlscheider Spieler und Fans.
Die Gäste hatten wegen des sehr unglücklichen Spielverlaufs und weil sie nach vier Stunden aufopferungsvollen Fights mit leeren Händen dastanden, verständlicherweise nicht so viel Spaß am Endergebnis. Aber sie gratulierten fair und fanden nach fünf Minuten – die Dominik perfekt nutzte, um den Tisch zu decken – an die (tischtuchbedeckte) Platte zurück, wo sie nicht nur das versprochene Mett und Bier, sondern auch Aufschnitt, Käse und ein Glas Nutella vorfanden. Und so tauschten die Kontrahenten noch bis weit nach Mitternacht Fachsimpeleien und Ameröllchen aus. Mein Fazit: Solche Abende erlebt man nur beim Tischtennis – vier Stunden geiler Fight, super Sport und nachher noch ein sehr nettes Beisammensein. Ich hab mich vor allem sehr gefreut, meinen alten Sportkameraden Heinz Probst wieder mal am Tisch und bei einem Bierchen getroffen zu haben. Was er mit über 70 Jahren noch an die Platte bringt, ist aller Ehren wert. Ein großer Dank gilt der tollen Unterstützung durch die zahlreichen Fans – ok, durch den Nervenkrimi und das eine oder andere Mett-Brötchen haben wir das sicher auch ein wenig zurückgezahlt. Dabei will ich besonders Luca hervorheben, der uns mit dem einen oder anderen Tipp auf die Siegerstraße zurückgeführt hat. Thanx, Coach Stonecreek.
So, nun ist die Krimi-Vorstellung zu Ende, und ich will diesen (auf Wunsch unseres Geburtstagskinds besonders langen Bericht) mit zwei weiteren Zeilen aus Michael Jacksons „Thriller“ enden: You close your eyes, and hope that this is just imagination!!!